Du kennst Dimitri?
Ein sehr bekannter schweizer Clowin und Artist.
Es gibt ein kleines Buch über die faszinierende Geschichte wie Dimitri mit der Feldenkrais-Lehrerin Lea Wolgensinger wie er von seiner Gelähmheit wieder auf die Bühne kam. Lea Woldensinger war eine direkte Schülerin von Moshé Feldenkrais und kannte ihn 40 Jahre lang.
Ich erzähle Euch etwas davon: Im Vorwort kommt die Frage, welche auch mir immer wieder gestellt wird zur Sprache. Was ist Feldenkrais? Lea schreibt, dass auch sie das nicht in zwei Sätzen erklären kann. Sie kommt auf das Wort Bewegung zu sprechen. Was bedeutet Bewegung? Nicht für jeden Menschen das gleiche, für Sportler, Hausfrauen, kaufmännische Angestellte oder Künstler ist es sehr unterschiedlich, was sie unter Bewegung verstehen. Sie erklärt wie folgt:» es geht um die Aufmerksamkeit und Bewusstheit, und Bewegung ist das beste Mittel für diesen Zweck».
Das hinterlässt wahrscheinlich Fragezeichen. Eigentlich geht es um den Menschen und wie er im Alltag lebt. Viele verstehen es nicht, weil sie ihr Leben total verkomplizieren, sie finden es fast unglaubwürdig, weil es so einfach ist. Das Thema ist «Neu lernen, nicht therapieren».
Kommen wir zurück zur Geschichte von Dimitri. Im Jahre 1989 rief Dimitri Lea an. Sie waren Nachbarn im Tessin. Dimitri lag auf dem Boden und konnte sich wegen unerträglichen Schmerzen nicht mehr bewegen. Da sie Nachbarn waren, ging Lea vorbei. Auf dem Röntgenbild sah man einen zusammengequetschten Nerv zwischen dem 4. und 5. Lendenwirbel. Dimitri war schon bei einigen Ärzten. Diese wollten ihn operieren. Ein Arzt riet ihm jedoch davon ab. So arbeitete Dimitri mit Lea zusammen.
Sie leitete ihn zu Mini-Bewegungen an. Nach einigen Tagen kam er vom Liegen ins Sitzen.
Dimitri lernte dann sehr langsam zu gehen. Nur ein paar Meter bis zu einem Radiator. Er lernte, dass nicht das Erreichen des Radiators das Ziel war, sondern, dass er sich bewusst wurde wie er das machte.
Er lernte, sich NICHT anzustrengen, weil er dann den Atem anhielt. Das machen die meisten Menschen. Er durfte auch lernen, NICHT über seine Grenzen hinaus zu gehen.
Eine wichtige Aussage von Lea ist: Es war kein Unfall, Dimitri hat sich das selber zugefügt, über Jahre. Somit ist es klar, dass Dimitri das auch selber wieder rückgängig machen konnte, indem er lernte verschiedene Muskeln anders anzuspannen. Durch falsches Anspannen der Muskeln kann es zu Gelenkverschiebungen kommen.
Das ging einige Monte weiter mit dem täglichen Training. Dann kam der Moment, Lea stellte Dimitri die Frage: Willst Du wieder auftreten? Nicht irgendwann, sondern zu einem konkreten Zeitpunkt. Seine Antwort was JA.
So trainierte Dimitri täglich mehrere Stunden, er konnte anfangen wieder Instrumente zu spielen.
Jeden Morgen musste er Lea erzählen und auch zeigen, ganz genau zeigen, was er gemacht hatte. Sie machte ihm Vorschläge, wie er Sachen leichter ausführen konnte.
Es ging weiter mit dem Training. Dimitri musste ganz detailliert jeden einzelnen Schritt bewusst machen. Wie viele Schritte sind es auf die Bühne, wo er dann hingeht, zu welcher Stelle und was er dann als nächstes macht. Welchen Fuss mehr belasten, das Becken mehr nach hinten oder vorne bringen, etc.
Bevor er etwas tat, stellte er sich mental ganz genau vor wie er es machen würde. Diese mentale Arbeit ist sehr wichtig, denn die Abläufe sind dann durch die Vorstellung im Nervensystem gespeichert. Artisten werden gerne übermütig, das ist dann eben gefährlich.
Und er trat wieder auf, musste sogar auf ein Fahrrad springen, sie erarbeiteten das ganze Programm «Ritratto» auf diese Weise.
Dimitri lernte: «Was ist das sinnvollste Training? Es muss nicht lange dauern, aber es soll langsam durchgeführt werden.» Die Bewegungen müssen geführt werden, man muss sie denken.
Inzwischen ist das längstens wissenschaftlich bewiesen, was Feldenkrais bereits in den 1950 und 1960 sagte. Er war ein Visionär.
Zum Schluss des Büchleins war Dimitri 79 Jahre alt und ist all die Jahre aufgetreten.
Mit diesen Ausführungen möchte ich Euch vor Augen führen, was die Feldenkrais-Methode bewirken kann, was möglich ist, und auch für ein besseres Verständnis der Methode.